Ihsan – Das gnostische Wissen der Menschheit
Das arabische Wort ihsan, mit welchem dieses Referat begonnen wird, kommt vom Verb ahsana, auf Deutsch: gut handeln, etwas meisterhaft tun, etwas meistern. Auch wenn diese Bedeutungen darin enthalten sind, kommt das Wort, wie wir es hier benutzen, von einer sehr bekannten Überlieferung des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, in der er aufgefordert wurde den Din, oder die Lebenspraxis zu definieren, zu deren Übermittlung er gesandt wurde. Er teilte sie in drei Teile auf: zuerst Islam, den er im Hinblick auf die fünf Säulen, die Handlungen, die jeder Muslim ausführen muss, definierte; als zweites Iman oder Glauben, den er im Hinblick auf die Dinge definierte, an die jeder Muslim glauben muss; und als drittes Ihsan, was er definierte, indem er sagte, "Es ist die Anbetung Allahs als ob du Ihn siehst, und während du Ihn noch nicht wirklich siehst, sieht Er dich." In anderen Worten beinhaltet Ihsan das Zusammenbringen der anderen zwei Aspekte des Dins durch ein menschliches Wesen, das in einem Zustand der intensiven Bewusstheit der Gegenwart seines Herrn ist. Viele grossen Sufis haben gesagt, dass dies der Sufismus ist. Unser Meister, Shaykh Abdalqadir as-Sufi, sagt als Teil seiner Definition des Sufismus und daher der Definition von Ihsan zu Beginn seines Buches Die hundert Schritte [The Hundred Steps]:
Sufismus ist die Wissenschaft von der Reise zum König. Es ist das Beschreiten des alten Weges, des Ur-Pfades der direkten Erfahrung des Realen.
Der Sufi ist allumfassend. Er hat die Merkmale des Selbst reduziert und dann eliminiert, um eine klare Sicht auf die kosmische Realität zu erlauben. Er hat den Kosmos in seiner Umdrehung aufgerollt und ihn ausgelöscht. Er ist darüber hinausgegangen. Der Sufi sagte "Allah" – bis er verstanden hat.
Ein Teil der Bedeutung dieser Worte wird, so Allah will, während dieses Vortrages aufgedeckt werden.
Shaykh Muhammad ibn al-Habib, der erste Shaykh von Shaykh Abdalqadir sagt im langen Bittgebet, welches Teil seines wirds ist, einer der zentralen Praktiken des Weges dem wir folgen, mit Bezug auf Ihsan:
Wir bitten um Ihsan, der uns in die Gegenwart der ungesehenen Welten führen wird und uns von jeder Art der Vergesslichkeit und jedem Mangel reinigen wird.
Dies bringt die Angelegenheit direkt zurück zu uns, die wir hier in dieser zawiyya sitzen, die ein Ort ist, der dazu gewidmet ist, Ihsan eine Realität im Leben derer zu machen, die ihn benutzen. Das worüber geredet wird ist nicht irgendein theoretisches Konstrukt, sondern etwas, das für uns als menschliche Wesen möglich ist; es ist die Richtung, die wir in unserem Leben einschlagen werden. Der Shaykh spricht hier über die Gegenwart ungesehener Welten und über Vergesslichkeit und Mangel und diese bringt uns direkt von Angesicht zu Angesicht mit zwei sehr unterschiedlichen Wegen, die wir in unserem Leben beschreiten können. Das Wort für ein menschliches Wesen im arabischen ist insan. Eine Bedeutung dieses Wortes ist die Pupille des Auges; eine andere Möglichkeit ist, dass es vom Wort kommt, das Vergessen bedeutet. Das Wort selbst beinhaltet also die beiden Richtungen, die ein Mensch einschlagen kann. Eine Möglichkeit ist, dass wir komplett von dieser Welt vereinnahmt werden und vergessen, dass sie nur Teil einer viel grösseren Reise ist, die begann bevor wir geboren wurden und die weitergeht nach unserem Tod. Die andere Möglichkeit, die uns offensteht, ist dass wir, wie die Pupille des Auges eine Linse werden. Während jedoch die Pupille als Schnittstelle zwischen der äusseren Welt der Formen und der inneren Welt der Sinneswahrnehmung dient, kann der Mensch als Ganzes potentiell als die bewusste Schnittstelle zwischen dieser materiellen Welt und der ungesehenen Welt der spirituellen Realitäten stehen.
Wie kommt es also, dass wir diese erhabene Position im Grossen und Ganzen einnehmen? Es gibt drei Überlieferungen des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, die zusammen eine komplette Beschreibung der wahren Natur der Existenz ausmachen, unseren Platz als Menschen darin definieren und die uns zur Wurzel unserer Menschlichkeit zurückführen und uns über all die evolutionären und historischen Definitionen hinausführen, mit denen wir so gründlich indoktriniert wurden.
Die erste ist: "Allah war und es war nichts mit Ihm – und Er ist wie Er war."
Die zweite Überlieferung sind Allahs Worte auf der Zunge Seines Gesandten: "Ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden. Deshalb erschuf ich die Welt."
Und die dritte sind Allahs Worte, überliefert durch den Propheten: "Das gesamte Universum kann Mich nicht umfassen, aber das Herz Meines gläubigen Dieners umfasst mich."
"Allah war und es war nichts mit Ihm." Das gegenwärtige Meinungsklima hat die Existenz Gottes in eine Angelegenheit der philosophischen Spekulation umgewandelt mit dem Ergebnis dass für die meisten Menschen, inklusive vieler, die sich als Gläubige bezeichnen, die Existenz Gottes zu einer spekulativen Hypothese geworden ist. Wie weit wir doch von der Wahrheit abgerückt sind! Die Existenz Allahs ist die absolut sicherste Tatsache. Nicht jedoch, das ist wahr, die des fernen, launischen und tyrannischen Gottes falsch interpretierter Schriften, aber der Realität selbst, des Einen von dem alles total und ständig abhängt um zu existieren, das aber selbst keinen Bedarf nach etwas kennt. Einheit, nicht im arithmetischen Sinn des ersten von zwei oder drei, sondern als die absolute Singularität von der die Physiker sprechen, die keine gleichzeitige, unabhängige Existenz von irgendetwas anderem zulässt. Alles beginnt zu existieren und hört wieder auf, beginnt und endet, wird geboren und stirbt. Allah ist davor und danach. Es gibt keinen Beginn für seine Erstheit und kein Ende für seine Letztheit. Weder ist etwas wie Er, oder kann mit Ihm verglichen werden, noch ist es möglich eine Konzeption davon zu haben, wie Er ist.
"Und Er ist, wie Er war." Wie kommt es dann, wenn dies der Fall ist, dass wir nun hier sitzen, auf diesem Planeten leben, der Teil des Sonnensystems in einer von unzähligen Galaxien ist, in einem Universum, das für immer weiterzugehen scheint? Die Antwort auf diese Frage ist, dass die absolute, majestätische und überwältigende Transzendenz der ersten Überlieferung durch die zweite Überlieferung bedingt ist: "Ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden. Deshalb erschuf ich die Welt." Es war der Wunsch nach Selbstkenntnis der, ausgedrückt in den Tiefen der Essenz des Göttlichen Wesens, den Prozess der Schöpfung auslöste und zur Entfaltung der vielen Schichten der Existenz und all der darin enthaltenen Formen führte, eingeschlossen uns selbst und dem Universum, welches wir bewohnen. Es gibt auch eine andere Überlieferung über den Moment der Schöpfung selbst, in der es heisst, dass Allah, als er verfügte, dass die Schöpfung in die Existenz aus der Nicht-Existenz kommen sollte, eine Handvoll Seines Lichts nahm und zu ihm sagte, "Sei Muhammad!" Von diesem Licht erschuf Er dann alles andere das existiert.
Wir müssen nun vorsichtig sein, wenn wir dies hören, dass wir es nicht bloss als eine Redensart oder eine poetische Metapher abtun. Dies ist buchstäblich so geschehen. Shaykh Muhammad ibn al-Habib sagt in seinem Diwan am Anfang der qasida mit dem Titel Die Eigenschaften Muhammads:
Muhammad ist die Quelle der Lichter und der Dunkelheit und
Die Quelle ihrer Erscheinung aus der Gegenwart der Vor-Zeit.
Sein Licht war also das erste der Lichter, als Er die Manifestation
Seiner Namen in der ersten Welt beschloss.
Von Ihm wurden alle Dinge eingekleidet im Ursprung ihres Daseins
Und ihre Unterstützung kommt von Ihm ohne jegliche Unterbrechung.
Und dies, natürlich wie auf die gesamte Existenz angewendet werden kann, kann auch auf unser eigenes Universum und alles darin angewendet werden, einschliesslich unserer Erscheinung als menschliche Wesen auf der Erde. Ich muss wiederholen: seid vorsichtig, dies nicht als eine Metapher zu verstehen. Es ist eine buchstäbliche Beschreibung, wie die Dinge zu existieren begannen. Zurückgehend ab dem jetzigen Zustand des expandierenden Universums, haben die Astronomen und Quantenphysiker, ein mehr oder weniger konsistentes Bild von den ersten Momenten des Universums entwickelt. Sie sagen, dass sich das Universum aus einer Singularität, einem unendlich kleinen, unendlich dichten Punkt heraus entwickelt hat, der aus dem Nichts erschienen ist. Es war ein Feuerball sagen sie. Damit meinen sie natürlich nicht Feuer wie wir es heute kennen, sondern viel eher einen Ball aus purer Energie. Seine Expansionsrate war unglaublich schnell, verglichen mit der Zeit, wie wir sie heute verstehen. Da aber Zeit und Raum in diesen frühen Momenten untrennbar miteinander verbunden waren, haben wir keine wirkliche Vorstellung von den Zuständen in diesem Ball. Der wichtige Punkt für uns im heutigen Kontext ist, dass das ganze Ereignis in diesen sehr frühen Stadien nur als aus undifferenziertem Licht bestehend beschrieben werden kann.
Alles was also, durch die Äonen der Expansion zu unzähligen Galaxien wurde, die aus Sternen und Planeten bestehen, von denen einige für uns sichtbar sind, wenn wir zur atemberaubenden Schönheit des Nachthimmels hinaufschauen, war in einer latenten Form vorhanden in diesem faustgrossen Ball aus Licht. Wegen des unvorstellbaren Grades an Zufall, der nötig war, um die Bedingungen herbeizuführen, die unsere Entstehung als fühlende menschliche Wesen auf dieser Erde möglich machten, haben die Wissenschaftler eine Theorie entwickelt, die sie das Anthropische Prinzip nennen. Sie sagen dass, wenn wir die simple Annahme treffen, dass Menschen existieren, alle prinzipiellen Eigenschaften des Universums, alle Naturgesetze, sogar alle physikalischen Konstanten aus dieser Annahme abgeleitet werden können. In anderen Worten sagen sie, dass das gesamte Universum existiert, nur um den Menschen einen Ort zum Leben zu geben, so dass sie im Gegenzug das Universum beschreiben können. Wie wenig sie doch verstehen!
Im 13. Jahrhundert artikulierte Shaykh Muhyi'd-din ibn al-'Arabi, dessen Familie aus Murcia kam und der in Sevilla lebte, auf eine klare Art und Weise, was sowieso schon Allgemeinwissen unter den Muslimen war: "Im Universum war es der Mensch, der beabsichtigt war." Dies war natürlich so, weil sie wussten, dass der erste Impuls der Schöpfung die Form des Muhammadanischen Lichts annahm: anders gesagt verstanden sie, dass der ganze Daseinszweck der Existenz das Entstehen der perfekten menschlichen Form war, die in der Reihenfolge unverderblicher Gesandter und Propheten Allahs, möge der Frieden Allahs auf allen ihnen sein, physisch manifest wurde. Sie erreichte ihren Höhepunkt und ihre Erfüllung mit der Ankunft des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren. Dies war der Spiegel in welchem der "verborgene Schatz" erkannt wurde, indem Er Sich selbst Sich selbst offenbarte, in all Seiner Majestät und Schönheit.
Wir nähern uns nun dem Thema dieses Vortrages: Das gnostische Wissen der Menschheit, was Shaykh Abdalqadir als die Reise zum König bezeichnete. Wissen über unser Universum ist ein Teil davon, aber nur ein sehr kleiner Teil. Shaykh Muhmmad ibn al-Habib sagt in seiner Grossen Ode über die Person, die auf dieser Reise ist:
Er würde die Planeten sehen und die Geheimnisse ihrer Konstellationen
Und die Bedeutung ihrer ungemein schnellen Bewegung.
Dies ist jedoch völlig unbedeutend, verglichen mit den Ausmassen der Reise als Ganzes. Er sagt auch:
Der Schleier der Tafel der Formen würde gehoben von seinem Geheimnis
Und die verborgenen Wissenschaften würden enthüllt erscheinen.
Wären die Bäume die Federn um es niederzuschreiben und ihre Tinte
Alle umliegenden Meere, sie wären ausgetrocknet.
Und er würde den Bereich besuchen, der bevölkert ist mit
der grenzenlosen Anordnung zahlloser Engel
Und weiter:
Und er würde frei um den Thron und die Fussbank streifen
Die die Himmelskörper wie einen kleinen Ring erscheinen lassen.
In Bezug auf die letzte Aussage sagte der frühe grosse Gnostiker Abu Yazid al-Bistami, als er seinen eigenen Weg zum Wissen beschrieb, dass jeder der sieben Himmel, als er durch sie hinaufstieg, im Vergleich mit dem nächstgelegenen, wie ein Ring war, den man in eine Wüste geworfen hatte. Dann erreichte er den Thron Allahs, der die grossartigste aller erschaffenen Formen ist und er sagte von ihm, dass er in einem Ecken seines Herzen verschwand. Beginnt ihr nun zu verstehen, was für ein aussergewöhnliches Ding ein menschliches Wesen ist, was unsere Möglichkeiten wirklich sind? Und das aussergewöhnlichste ist, dass all dies nur der vorbereitende Abschnitt ist. Shaykh Muhammad ibn al-Habib fährt nun fort:
Und in seiner Suche das Geheimnis seines Geheimnisses von jeglicher Hemmung zu reinigen,
Hält er endlich an der Tür der reinen Präsenz.
Diese Stufe der Leute auf der Reise ihrer Seelen
ist die Stufe der Verheimlichung und der Verwirrung.
Danach kommt Wissen – das nicht verbreitet werden kann
Ausser von dem, der in der Vision eine klare Autorität erhalten hat.
Dieses gnostische Wissen, von dem wir nun sprechen beginnt also nachdem diese gewaltige innere Reise zu ihrer Vervollständigung gebracht wurde. Schlussendlich sagt der Shaykh, in Anlehnung an den letzten Hadith über das Herz des Gläubigen:
Es gibt also Zeichen im Selbst, für jeden der darüber nachdenkt
Denn alle Existenz ist darin enthalten.
In der Reinigung weitet sich das Selbst um das Reale einzuschliessen.
Wundere dich nicht und frage nicht 'Wie?' oder 'Wo?' oder 'Was?'.
Nehmt also die Worte von Shaykh Abdalqadir, die wir zu Beginn zitiert haben:
Er hat die Merkmale des Selbst reduziert und dann eliminiert, um eine klare Sicht auf die kosmische Realität zu erlauben. Er hat den Kosmos in seiner Umdrehung aufgerollt und ihn ausgelöscht. Er ist darüber hinausgegangen.
Diese Worte können nun vielleicht aus einer wahren Perspektive gesehen werden. Und er ist einer von denen die nicht nur eine klare Autorität haben, um das weiterzugeben, was sie wissen, sondern die auch verpflichtet sind ihr Wissen zu übermitteln, um andere Menschen auf den Weg Allahs zu bringen.
Er sagt in über diese ultimative menschliche Fähigkeit, über die Gnosis selbst in Die hundert Schritte [The Hundred Steps]:
Ma'rifa – Gnosis
Gnosis ist das Wissen auf dem alles andere Wissen beruht. Alles Wissensarten sind zwar angenommen, dennoch verifizierbar im Bereich der Kontingenz. Dieses Wissen ist real, jedoch nicht vorführbar. Andere Wissensarten jedoch, erleuchten den Wissenden nicht, noch entfernen sie sein Leid, noch geben sie ihm Urteilsvermögen in jedem Fall, noch statten sie seine Präsenz mit Licht und Ausstrahlung aus. Der Mensch des Wissens bleibt bedürftig und in geschöpflicher Abhängigkeit. Der Mensch der Gnosis behält keine Bedürfnisse ausser die Abhängigkeit von seinem Herrn, der ihm gibt, was er von der Schöpfung braucht. Andere Wissensarten, die Konstrukte ohne Grundlage sind, sind haltlos. Gnosis, das zentrale Wissen, denn es ist das Wissen vom Selbst, ist ein Beweis für den, der es kennt und dies ist seine Pracht und seine Überlegenheit über alle anderen. Durch es kennt sein Besitzer das Universum, wie es angelegt ist und die Gesetze, die ihm zugrunde liegen in ihrer Wirkung, ihren Eigenschaften und ihrer Essenz. Sein Wissen vom Universum ist sein eigenes Wissen vom Selbst, während sein Wissen von seinem Selbst die direkte Wahrnehmung seiner ursprünglichen Realität, seiner adamischen Identität ist. Alles was er hat, kommt von Allah. Er sieht nichts, ohne dass er Allah darin sieht, davor und danach. Es gibt nur Allah in seinen Augen und in seinem Herzen.
Wer dies erlangt hat, hat den roten Schwefel erlangt. Durch es kann er die Herzen derer transformieren, die zu ihm kommen, denn seine Anwesenheit alleine ist eine Rechtleitung und eine Erinnerung. Er führt zu Allah durch Allah.
Und wie es Shaykh Abdalqadir in seinem Buch deutlich macht, ist dieses ultimative Wissen in Wirklichkeit der Beginn einer anderen Phase von endlosen Enthüllungen, worin wie er sagt, die Geheimnisse der Liebe ohne Ende fliessen. Und von einem geringfügig anderen Blickwinkel schauend, sagt Shaykh Muhammad ibn al-Habib in der qasida, die wir betrachteten über dieses Thema:
Ein Mensch würde nichts zögern alles herzugeben,
Wenn er nur das Geheimnis seines Herzens erkannte.
Wenn ein Mensch nur die Wonne seines Geheimnisses verstehen könnte
würde er eine Träne vergiessen mit jedem Atemzug, den er täte.
Dies war hoffentlich genug, um uns zumindest eine Idee darüber zu geben, was Ihsan, das wahre Geburtsrecht des realisierten Menschen enthält. Natürlich ist für diejenigen, die in ihrem Wesen getroffen wurden, die in ihren Herzen eine Regung zu dieser höchsten menschlichen Möglichkeit fühlen, eine Idee nicht genug. Sie werden nur durch die Erfahrung selbst zufriedengestellt werden. Eine solche ultimative Erfüllung ist jedoch nicht billig. Der Preis ist sehr hoch. Shaykh Abdalqadir weist darauf hin, wenn er sagt, über den Menschen sprechend, der das Ziel erreicht: "Er hat die Merkmale des Selbst reduziert und dann eliminiert." Dies bezieht sich auf den Weg der Reinigung des Selbst, welcher die unumgängliche Stufe der Vorbereitung für die Reise zum König darstellt. Dafür gibt es jedoch auch eine notwendige Vorbedingung und dies ist die Grundhandlung der Unterwerfung, die jeder Mensch vollführen muss. Dies bringt uns zurück zum Hadith des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, über Islam, Iman und Ihsan, mit dem wir begannen.
Shaykh Abdalqadir sagt ganz am Anfang von Die hundert Schritte [The Hundred Steps]:
'Es gibt keinen Weg zu den Realitäten, ausser auf der Zunge der Schari'a,' sagt Shaykh al-Akbar. Die Schari'a des Islam ist die Bestätigung, dass es keine Gottheit gibt ausser Allah und dass Muhammad, der Gesandte Allahs ist. Es bedeutet fünf Mal am Tag die rituellen Niederwerfungen zu beten. Es bedeutet den Monat Ramadan zu fasten. Es bedeutet, die zakat-Steuer auf den Reichtum zu bezahlen. Es bedeutet, wenn möglich, die Hajj zum reinen Haus Allahs und der 'Arafat-Ebene zu unternehmen. Es beruht auf diesen und bestätigt, dass derjenige, der der Schari'a folgt, gewählt hat, innerhalb der breiten moralischen Parameter zu leben, die in den qur'anischen Befehlen niedergelegt sind und entsprechend der Rechtleitung in der sunna, dem Lebensmuster Muhammads, Allahs Segen und Friede über ihm.
Die Anwendung des göttlich angeordneten Rahmens des Islam, ein Muslim zu werden, ist der notwendige erste Schritt für jemanden, der diesen Weg der Selbsterkenntnis beschreiten möchte. Es ist das Tor welches durchschritten werden muss, um die Reise zu ermöglichen, über die wir gesprochen haben. Der Shaykh stellt jedoch klar, dass dies nicht bedeutet, dass man sich mit einem willkürlich auferlegten Regelwerk belasten soll. Es ist viel eher in sich selbst eine weiterführende Anerkennung dessen, was es heisst, ein Mensch zu sein. Dadurch dass man Muslim wird und Allahs Schranken, wie sie von Seinem letzten Gesandten Muhammad überbracht wurden, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, sagt der Shaykh, anerkennen wir einfach:
Dass das menschliche Wesen in einem Körper beschränkt ist. Wie alle Körper in der physikalischen Welt ist es denn auch bestimmten Gesetzen unterworfen. (Der gesetzliche Rahmen des Islams) ist das selbsterwählte Lebensmuster, dass jemand annimmt, um sein Wissen zu vertiefen, bis man seinen eigenen Ursprung, seine Lebensquelle erreicht, um vom Wasser der Erleuchtung zu trinken. Es impliziert die Anerkennung der biologischen Gesetze, die auf jeder Stufe der Existenz greifen.
Die Wahl ist also für jeden Menschen sehr einfach: Entweder geht man durch dieses Tor und beschreitet den Pfad Allahs und Seines Gesandten, der in jedem Fall zur Zufriedenheit Allahs führt und den Weg frei macht für die glorreiche Möglichkeit dieses gnostischen Wissens, über welches wir diesen Nachmittag hier gesprochen haben, welches den letztendlichen Zweck und die vollständige Erfüllung der menschlichen Existenz darstellt. Oder man scheitert daran, dieses Tor zu durchschreiten und geht seinen eigenen Weg, indem man seinen eigenen Launen und Trieben folgt und dadurch sich selbst die Möglichkeit jeglicher permanenter Zufriedenheit oder Seelenruhe versagt und sich zu einer Ewigkeit brennender Reue verdammt, weil man die Chance verpasst hat. Wir müssen den einen Weg wählen, oder den anderen. Es gibt keinen dritten Weg. Die Wahl gehört uns, die Wahl gehört euch.
Übersetzt von: Abduselam Halilović
Original: https://bewley.virtualave.net/ihsan.html