Darqawi-Shadhili Tariqa Switzerland

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Anerkennung oder nicht, das ist hier die Frage!

(Oder etwa nicht…?)

Die Anerkennung muslimischer Gemeinschaften war in den letzten Monaten auf verschiedenen Ebenen ein Dauerbrenner. Parteiprogramme, Fachtagungen, Podiengespräche, Vorträge und die mediale Berichterstattung widmeten sich dem Thema ausführlich.

Prinzipiell ist es immer gut und wichtig, alle gesellschaftlich relevanten Themen und Problematiken anzusprechen. Die Bedürfnisse der Musliminnen und Muslime in der Schweiz sind in Anbetracht ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung eines dieser relevanten Themen.

Auch wenn das Thema zunächst oberflächlich betrachtet einfach gestrickt und interessant scheint, wenn es medial, durch Fachexperten, auf politischem Niveau, oder am Stammtisch diskutiert wird, ist es eigentlich viel komplexer, als man zunächst denken mag.

Zwei Faktoren müssen insbesondere berücksichtigt werden:

Auf der einen Seite haben wir ein äusserst komplexes politisches System, inkl. der direkten Demokratie. Auf der anderen Seite eine sehr junge muslimische Gemeinschaft, die noch kaum Wurzeln geschlagen hat in ihrer neuen Heimat.

Es würde eigentlich in der Natur der Sache liegen, dass die Musliminnen und Muslime den Prozess, der hier thematisiert wird, selbst initiieren würden. Sowohl intern innerhalb ihrer Gemeinschaften, als auch öffentlich auf der gesellschaftlichen Ebene.

Leider muss festgehalten werden, dass es an solchen Initiativen, oder an tiefgründigen Diskussionen zu diesem Thema mangelt.

Nur um drei Beispiele (aus einer langen Liste möglicher Diskussionspunkte) anzuführen:

  1. Die Frage der Ausbildung von Imamen:

Die muslimische Gemeinschaft hat keine klar definierte Strategie in Bezug auf diese Frage. Ist sie für ein Modell der reinen Selbstorganisation? Für das doppelschienige universitär-religionsgemeinschaftliche Modell der Landeskirchen in der Schweiz? Ein rein universitäres Modell? Oder doch etwas gänzlich neues?

  1. Die Frage religiöser Autorität:

Auf welchem Weg soll eine solche Autorität etabliert werden? Soll diese Autorität ähnlich einem «klassischen» Mufti-Amt strukturiert sein? Auf welchem staatlichen Niveau (kantonal/national, beides)? Wären die religiös-normativen Meinungen dieses Amtes (arab. «Fatwa) bindend für alle Musliminnen und Muslime?

Besonders interessant wäre hierzu die Haltung der «grossen» ethnischen Gemeinschaften, die homogen organisiert sind und die absolute Mehrheit der Moscheen in der Schweiz verwalten. Albanische, türkische und bosniakische Gemeinschaften verorten ihre religiöse Autorität durchwegs im Ausland.

Welches wäre die religiöse Autorität, welche die Anerkennung islamisch-theologisch untermauern könnte? Was wären die religiösen Fundamente für eine solche Argumentation?

  1. Die Frage der Legitimität:

Diese Frage ist nicht weniger wichtig. Wie wäre die einheitliche und gemeinsame Form beschaffen, mit der Musliminnen und Muslime sich identifizieren würden? Die Form, die liberalen, demokratischen, transparenten und juristisch korrekten Standards in der Schweiz entsprechen und gleichzeitig von den Musliminnen und Muslimen aus einer Innenperspektive heraus als legitim, legal und bindend betrachtet werden würde?

Erst wenn innerhalb der muslimischen Gemeinschaften zumindest eine offene Diskussion über die obigen Punkte initiiert würde und in einem zweiten Schritt eine effektive Umsetzung folgte, wäre eine Grundlage für die Eröffnung eines gesellschaftlich relevanten Dialogs geschaffen.

Tatsache ist und bleibt, dass alle konkreten Schritte in Richtung einer wie auch immer gearteten Vorstufe der Anerkennung, z. B. in Form von muslimischer Seelsorge an öffentlichen Institutionen, sei es in Zürich, Basel, der Waadt, St. Gallen oder anderen Orten von offizieller Seite her kamen und vorläufig vermutlich auch kommen werden.

Es bedarf einer Stärkung der muslimischen Gemeinschaft hinsichtlich Personal und Ressourcen. Über dadurch initiierte Projekte und konkrete Schritte wird die Gesamtgesellschaft hoffentlich die positive soziale und allgemein-gesellschaftliche Rolle der Musliminnen und Muslime erkennen. Erst dann kann hypothetisch über eine Anerkennung ernsthaft gesprochen werden.

Die ersten Schritte, die in den Kantonen Zürich, Basel, Waadt und St. Gallen getätigt wurden, deuten in eine positive, konstruktive und zukunftsweisende Richtung. Die Frage ist nun, ob die muslimischen Gemeinschaften ihrer Aufgabe und den kommenden Herausforderungen auch gewachsen sein werden?

Darqawi-Shadhilli Tariqa: Switzerland 

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