Über Neuerungen, die Rechtmässigkeit des Mawlid und eine moderne Perspektive
Die Rechtmässigkeit des Feierns des Mawlid des Propheten und Kategorien der Neuerungen
Es scheint, dass der Autor des Hiwar mit dem Schreiben dieses Buches diejenigen widerlegen möchte, die sagen, dass es rechtmässig ist, den mawlid des Propheten zu feiern. Er zählt diese Feier zu den verbotenen Neuerungen. Wir haben bereits im Vorwort dieses Buches folgendes festgehalten: "Es wäre besser für den Autor des Hiwar seine Bemühungen gegen diejenigen zu richten, die Gott und die Botschaft ablehnen und diejenigen, die den Islam insgeheim und offen bekämpfen und diejenigen, die Reichtümer ausgeben, um die Muslime aufzuspalten und uneinig zu machen. Der Autor des Hiwar sollte sonst über dieses Thema [das Feiern des mawlid, Anm. d. Red.] ruhig sein und nicht diejenigen, die den mawlid des Propheten feiern als kafirun bezeichnen und sie der bid'a bezichtigen. Wenn er es dies ablehnt, sind wir gezwungen mit ihm zu Argumentieren und ihn zu widerlegen.
Wir wollen unsere Bemühungen darauf ausrichten, diejenigen zu bekämpfen, die den Islam angreifen und sein Gebiet verringern. Wir waren jedoch gezwungen den Autor des Hiwar zu widerlegen, um die Wahrheit und die Menschen der Wahrheit zu unterstützen und aus Liebe zu Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, für welche wir uns erhoffen, von Allah belohnt zu werden am Tage, an dem wir Ihn wiedersehen. Lasst uns von Anfang an beginnen.
Er erwähnte, was Ibn Mas'ud sagte, auf der Seite 46 des Hiwar, "Folgt und erneuert nicht." Wir sind die ersten, die auf diesen Befehl, der den Status eines marfu' Hadith hat, antworten. Wir lehnen Neuerungen ab, die dem Buch und der Sunnah entgegenstehen. Es gibt jedoch einen Konsensus der Gelehrten, das Bid'a in fünf Kategorien eingeteilt wird. Ein Konsensus ist Beweis und er ist eine der Quellen der Rechtslegung.
1. Verpflichtende Neuerungen, wie z. B. das Beschäftigen mit den Wissenschaften, die helfen das Buch von Allah und die Ahadith seines Gesandten zu verstehen: Grammatik, Inflexion, Rhetorik, Usul, Sprache, technische Hadith-Begriffe und das Beurteilen des Charakters der Hadith- [Anm. d. Red.] Übermittler.
2. Verbotene Neuerungen: jede Neuerung, die zum Verbotenen gehört, wie z. B. moderne Ungerechtigkeiten. Anstatt richtige Gelehrte zu ernennen, übergibt man lieber unwissenden Menschen Ämter, für die sie nicht qualifiziert sind. Sei es wegen ihrer Herkunft, oder weil sie Bücher geschrieben haben, die unitarische Muslime zu kuffar erklären und solche Bücher zum Ausweiten der Auseinandersetzungen und Spaltungen der Muslime benutzen.
3. Empfohlene Neuerungen: Dies umfasst alle Neuerungen unter den Regeln der Empfehlungen, wie z. B. das tarawih-Gebet und das Einrichten einer Form für Imame, Qadis und Autoritäten, die abweicht von dem, was die Gefährten taten, da das Gemeinwohl und rechtliche Ziele nur erreicht werden, wenn die Menschen die Autoritäten respektieren. 'Umar pflegte es, Gerstenbrot und Salz zu essen. Er teilte seinen Gouverneuren ein halbes Schaf pro Tag zu, denn es war das Leben, das er hatte. Hätte er gedacht etwas anderes wäre besser, dann wäre er in den Augen der Menschen erniedrigt und nicht respektiert gewesen und sie wären kühn im Widerstand ihm gegenüber gewesen.
4. Unbeliebte Neuerungen. Hierunter fällt alles was von den Beweisen und Regeln des makruh [unbeliebt in diesem Kontext, aber auch gehasst, etwas, das vermieden werden soll, Anm. d. Red.] umfasst wird, wie z. B. das erhöhen des tasbih nach dem Pflichtgebet auf mehr als 33 und des zakat al-fitr auf zehn sa' statt ein sa'. Wenn die grossen Gelehrten etwas definieren, dann bleibt man dabei. Dies zu verlassen zeugt von einem Mangel an adab und das Erhöhen der Verpflichtung ist viel schlimmer als das Verbot, weil dies zum Glauben führt, dass beides, d. h. das Grundgebot und die Addition verpflichtend ist. Dies ist der Grund, weshalb Malik es verbot, das Fasten für die ersten sechs Tage des Schawwal fortzusetzen, damit die Menschen nicht denken würden, es sei Teil des Ramadan.
5. Erlaubte Erneuerungen, die unter die Beweise und Regeln der Shari'a fallen, wie z. B. das benutzen von Sieben für das Mehl. Wir lesen in den Überlieferungen: "Die erste Sache, die die Menschen nach dem Propheten übernahmen, möge Allah ihn Segnen und ihm Frieden gewähren, war das Sieb, da das Leben leichter wurde und seine Verbesserung gehört zum Erlaubten (mubah)". Beispiele für erlaubte Erneuerungen sind z. B. das Schütteln der Hände nach dem Gebet und das Erhöhen der Menge und Typen von genüsslichen Esswaren, Getränken und Kleidern, die frei von Luxus sind.
Basierend darauf feiert ein Muslim, wenn er glücklich ist und er zeigt seine Freude über das Ereignis der Geburt des Propheten über die Wiederholung an jedem Montag. Wenn wir dies mit den Beweisen der Shari'a untersuchen, erkennen wir, dass es mubah ist, da dem kein legaler Text entgegensteht. Es könnte in der Tat sogar Teil des Empfohlenen sein, wenn wir betrachten, was es enthält von der Rezitation des Buches von Allah und der Erzählungen über die Qualitäten des Gesandten Allahs, durch welche Samen seiner Liebe in die Herzen der Zuhörer gesät werden. Ebenso der salawat [Segen, Anm. d. Red.] auf ihn, mit der Stipulation, dass es [diese Treffen/mawlid, Anm. d. Red.] nichts anstössiges enthalten, wie das Mischen von Männern und Frauen, Flöten und dergleichen.
Eine zeitgenössische Perspektive auf den Mawlid
Ein anderer Aspekt den Professor al-Buwayti erwähnt, weshalb das Feiern des mawlid des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, und ähnliche Ereignisse keine bid'ah sind, ist die Tatsache, dass niemand derjenigen die ihn Feiern glaubt, dass es Teil des Kerns des Din ist, oder ein integraler Bestandteil dessen, sodass diejenigen, die dies vernachlässigen, eine Sünde begehen würden. Der mawlid ist Teil der sozialen Aktivitäten, bei denen das Zeigen der gemeinsamen Brüderlichkeit einen religiösen Nutzen bringt.
Der mawlid gehört nicht zu dem, was schlechte Sunnah genannt wird, wenn darauf geachtet wird, dass er von Sünden freigehalten und auf all das fokussiert wird, was das erhoffte Gute bringt. Wenn wir jemanden sehen, der Schlechtes damit vermischt, dann muss man auf diesen Zusatz aufmerksam machen, nicht auf die Essenz der Praxis. Wie viele einwandfrei legale Handlungen der Anbetung werden Menschen falsch durchgeführt, was dazu führt, dass das erhoffte Resultat verringert wird? Ist dies ein Grund, diese Handlungen nicht durchzuführen?
Die Ansammlung von Menschen, um die Geschichte des mawlid zu hören, ist eine Angelegenheit, die nach der Zeit des Propheten eingeführt wurde. Sie erschien in der Tat erst zu Beginn des sechsten Jahrhunderts nach der hijra. Ist dies allein Grund genug, um es eine Erneuerung zu nennen und es zu einem Teil dessen zu machen, was der Erwählte, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, in der Überlieferung: "Wenn jemand eine Erneuerung in dieser Angelegenheit von uns einführt, die nicht ein Teil von ihr ist, wird dies zurückgewiesen." meinte? Heisst das sie müssen, wenn sie können, aus ihrem Leben all das entfernen, was nach der Zeit des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren, eingeführt wurde? Wenn all dies Neuerungen sind, dann sagen wir nach all dem, dass wir uns in unserem Verständnis von bid'a in dieser Angelegenheit geirrt haben. Die korrekte Sicht ist, was die Anderen gesagt haben: "Was immer Menschen einführen, das sie nicht zum Kern des Din und seinen Urteilen zählen sollten ist die bid'a, die verboten ist."
Diese Frage ist also eine bei der es Meinungsverschiedenheiten gibt und die dem ijtihad unterstellt ist. Ein Teil dessen was bekannt ist als der "adab beim Rufen zu Allah", beim gebieten des Guten und verbieten des Schlechten, ist das derjenige, der damit beginnt "immer wenn er eine generelle Position einnimmt", anstössige Dinge, wenn es einen Konsensus über die Natur ihrer Anstössigkeit gibt, verbieten muss. Er darf sie nicht zur Seite lassen und stattdessen lieber diejenigen Angelegenheiten des ijtihad verbieten, über welche die Muslime uneinig sind und in welchen die mujtahidun nichts mehr tun müssen, als bei dem anzuhalten, was sie aus ihrem ijtihad und Verständnis schliessen. Eine genaue Untersuchung des Verbotes in diesen Angelegenheiten, kann nur Anlässe zur Teilung herbeibringen und die Einigkeit der Muslime zerstören und Gründe für Hass zwischen ihnen säen.
In unseren Leben und um uns herum, können wir grauenhaft verwerfliche Dinge und gravierende Verdorbenheit sehen. Es gibt keine Uneinigkeit über ihren Umfang und ihre üblen Effekte, die derartig sind, dass es nicht einmal reichen würde, unser gesamtes Leben damit zu verbringen, sie zu beheben, nach Einigkeit zu streben und eine Vereinigte Front in ihrer Eliminierung zu bilden. Warum sind wir abgelenkt von dieser Aufgabe, über welche die Gemeinschaft einig ist, dass sie verwerflich ist, wenn wir keine Entschuldigung haben, ruhig darüber zu sein? Sind wir denn damit zufrieden, uns auf unseren persönlichen ijtihad zu beschränken und anderen ijtihad gegenüber Krieg zu erklären?
Übersetzt aus:
Shaykh 'Abdu'l-Hayy al-'Amrawi, Shaykh 'Abdu'l-Karim Murad, Sufis And Sufism A Defence, Madinah Press, First Edition, Cape Town, 2004. S. 112-114 & 126-128
Übersetzer: Abduselam Halilovic